02.Rückblick – die Endo meine blinde Passagierin.

Juni 2018:

Meinen Schmerzen sind auf dem Höhepunkt dessen was ich weiter ertragen kann. Meine Krankheitstage sprengen schon jetzt das normale Maß. Ich vereinbare einen Termin in der Endometriosesprechstunde in Tübingen.

 

Juli 2018:

Ich bekomme relativ schnell einen Termin für die Endometriosesprechstunde. Etwa vier Wochen später stehe ich in Tübingen und bin auf der Suche nach dem richtigen Gebäude. Dort angekommen heißt es erstmal warten, warten, warten. Als ich endlich vor dem Arzt sitze, hört er sich meine Geschichte relativ emotionslos an, untersucht mich und ordnet anschließend eine Bauchspiegelung an. Er konnte bereits Endometrioseherde tasten aber er sei sich nicht ganz sicher und tatsächlich nachweisen, dass es Endometriose ist kann man nur anhand einer Bauchspiegelung. Ich bekomme einen Termin für November, nochmal zur Erinnerung es ist Juli…

 

November 2018 – ein Tag vor meiner geplanten Bauchspiegelung:

Selbes Untersuchungszimmer, diesmal eine Ärztin. Ich erzähle meine Geschichte von vorne. Sie untersucht mich wieder, macht einen Ultraschall. Im Anschluss macht sie einen Ultraschall von meinen Nieren. Sie wird ruhiger, schaut gezielter auf den Bildschirm, schaut in die Akte. Fährt erneut mit dem Ultraschallgerät über meine linke Niere. Im Anschluss fragt sie mich ob man im Juni die Nieren nicht untersucht hätte. Ich verneine ihre Frage. Ob ich Schmerzen in der Niere habe will sie wissen. Ich bin mir nicht ganz sicher, wenn ich Schmerzen habe, dann tut mir vom Bauchnabel abwärts alles weh. Ich habe immer starke Unterrückenschmerzen, ob das direkt aus der Niere kommt kann ich nicht sagen.

Sie klärt mich auf und sagt, dass sie Zysten in der Niere vermutet . Das muss per se nichts Schlimmes sein, aber sie würde die Bauchspiegelung für morgen sicherheitshalber absagen.

Vorher müsse man klären was mit der Niere ist. Sie vereinbart für den darauffolgenden Tag einen Termin in der Urologie.

Über den zwischenmenschlichen Umgang der Ärzte mit ihren Patienten möchte ich in einem separaten Beitrag eingehen, denn es würde hier den Rahmen sprengen. Long story short. Mir wurde ein Nierenbeckenstau vierten Grades diagnostiziert. Ein normaler Nierenbeckenabgang, laut der zuständigen Ärztin in der Urologie. Mit diesem Ergebnis und dem Rat die Niere einfach entfernen zu lassen fahre ich nach Hause.

Da die Diskussion mit den Ärzten zwecklos war und sie trotz meines Hinweises auf den akuten Verdacht der Endometriose keinen Zusammenhang zu meinem Nierenbeckenstau sahen, war klar hier bin ich nicht gut aufgehoben.

Von einer Arbeitskollegin kam dann der entscheidende Hinweis, mich in die richtigen Hände zu begeben und dafür bin ich ihr bis heute sehr dankbar. Zwei Wochen später saß ich in der Klinik für Frauenheilkunde in Böblingen. Der zuständige Chefarzt ist aus allen Wolken gefallen als ich ihm meine Diagnose aus Tübingen mitteilte. Seit zwei Wochen lief ich mit einem Nierenbeckenstau vierten Grades durch die Gegend und kein Arzt hatte es für notwendig erachtet irgendwelche Maßnahmen einzuleiten. Er wollte mich noch am selben Tag in die Urologie in Sindelfingen schicken um eine Harnleiterschiene legen zu lassen, sodass die Flüssigkeit in meiner gestauten Niere endlich abfließen kann.

Meine Niere zu retten hatte nun Priorität, sobald wir dieses Problem gelöst haben, würden wir uns einen Schlachtplan für die Endometriose überlegen.

Endlich mal Worte, welchen Taten folgen. Wir vermuteten damals, dass die Endometriose von außen meinen Harnleiter zu drückte, sodass die Flüssigkeit der Niere nicht in den Harnleiter abfließen konnte. Der Eingriff fand direkt am darauffolgenden Tag statt. Meine Mutter begleitete mich, das Ganze konnte ambulant stattfinden. Man klärte mich über das geringe Restrisiko auf, dass die Möglichkeit besteht, dass man die Schiene nicht durch meinen Harnleiter bekommt, da müsse man dann von Außen einen Nierenkatheter legen. Sei aber unwahrscheinlich.

 

“Andere bekommen Schokolade zu Nikolaus, ich einen Nierenkatheter.”

Als ich vier Stunden später wach werde erklärt man mir, dass man alles versucht habe, doch es sei unmöglich gewesen, die Schiene zu legen. Noch komplett benebelt und kotzübel fange ich erstmal das heulen an, ohne so richtig zu wissen was das nun bedeutet. Wir verbrachten noch knapp zwei Stunden in dem Wartezimmer, bis ich endlich in der Lage war zum Auto zu laufen. Aus meinem Rücken ging nun ein Schlauch, in einen Beutel an meinem Bein. Ziel war es, den Nierenbeckenstau zu lösen und meiner Niere eine Chance zu geben sich wieder zu erholen. Klar wir haben zwei Nieren und man kann auch mit nur einer Leben, dennoch war mein Ziel und auch das der Ärzte beide zu erhalten.

Unterschrift Vanessa

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