Sechs Wochen nach legen meines Nierenkatheters (PCN) hatte ich meinen ersten Nierenfunktionstest. Hier wurde geprüft wie viel Leistung meine Nieren noch aufweisen. Meine rechte Niere hatte 95 Prozent, was sehr gut ist, meine Linke Niere unter fünf Prozent. Ab zehn Prozent hätte man darüber sprechen können sie zu erhalten.
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Ich wollte mich aber noch nicht von meiner Niere verabschieden, weshalb ich mir die Meinung von mehreren Ärzten einholte. Anschließend entschloss ich mich dazu, meiner Niere noch weitere drei bis vier Monate Zeit zu geben, sich doch noch zu generieren. Das bedeutete aber auch noch weitere drei bis vier Monate mit der PCN zu leben – kein Problem wir hatten uns schon längst angefreundet.
Ich empfand die PCN erst gegen Ende als Last, da die Tage im Mai heißer wurden und ich Sehnsucht nach Kleidern und engen Hosen hatte. Der Schlauch meiner PCN ist mir in dieser Zeit auch zwei Mal raus gegangen. Beim ersten Mal war es kein Problem, beim zweiten Mal, habe ich mir eine Niereninfektion zugezogen und lag fünf Tage mit hohem Fieber im Krankenhaus.
Ich war sehr lange davon überzeugt, dass meine Niere das packen würde und wir die magische zehn Prozent Grenze geknackt bekommen. Nach der Nierenentzündung war mir klar, dass wird nichts. Man entfernt Organe die eine zu geringe Leistung aufweisen, da sie sich sehr schnell entzünden können und Infektionen verursachen. Mein letzter Nierenfunktionstest wies knapp sechs Prozent Leistung auf, zu wenig um bleiben zu dürfen.
Am sechsten Juni, genau sechs Monate nachdem ich die PCN gelegt bekommen hatte, wurde mir meine Linke Niere entfernt.
Heute geht es mir sehr gut und bis auf gelegentliche Phantomschmerzen an der Stelle wo mal meine linke Niere war (und sich inzwischen mein Darm breitgemacht hat) merke ich keinen Unterschied zu vorher. Das Loch an meinem Rücken ist zugewachsen und die drei Narben an meinem Bauch erinnern mich jeden Tag daran, dass es wichtig ist auf sich Acht zu geben. Nieren verzeihen nur wenig, so auch meine. Nierenzellen können sich im Gegensatz zu den Zellen anderer Organe nicht wieder vollständig regenerieren.
Ist die Niere einmal zerstört, kann kein Medikament der Welt ihre Zellen zu neuem Wachstum anregen.
Das alles ging mir ganz schön an die Nieren
Diese Redewendung geht bis ins Mittelalter zurück. Schon damals galt die Niere als Sitz der Lebenskraft und der Gemütsbewegung. Mir ging in den vergangenen Jahren vieles an die Nieren. Aufgabe der Nieren ist das Ausscheiden giftiger Substanzen, sprich Ballast abwerfen um im Fluss zu bleiben. Ich habe durch die Endo und den Verlust meiner Niere nicht nur gelernt, auf meinen Körper zu hören, sondern auch mich von Ballast zu befreien, Ballast der mir an die Nieren ging.